PRESSESPIEGEL
Kölner Stadtanzeiger vom 08.02.2002
Seite: Die Kultur-Seite Autor: Jürgen Röhrig


ENTHUSIASMUS FÜHRTE ZUM ERFOLG

Das Gespräch über Malerei steht für Michael Schneider im Mittelpunkt

Für eine Schar von Kunstsammlern aus Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis und darüber hinaus hat die Galerie von Michael Schneider in Bad Godesberg den Status eines wichtigen Geheimtipps. Der junge Volkswirt und Kunsthistoriker (Jahrgang 1969) hat sich vor sechs Jahren, noch als Student, selbstständig gemacht. Schneider widmet sich der Vermittlung von Malerei; den Schwerpunkt legt er auf Abstraktion. Am Beginn des Experiments stand im Oktober 1995 die Präsentation von Werken der Sankt Augustiner Künstlerin Karin Eberlein in deren Atelier am Niederberg. Danach erst, noch im selben Jahr öffnete Schneider seine Räume an der Hohenzollernstraße, zeigte zum Auftakt Bilder von Detlef Beer, der im vorigen Jahr den Bonner Kunstpreis gewann.

Seitdem überrascht der One-Man-Betrieb regelmäßig – in sechs bis sieben Ausstellungen jährlich – mit Bildern überwiegend junger abstrakter Malerinnen und Maler aus Deutschland, Skandinavien und den USA. Raven Schlossberg, Sinn Guttormsen, Rainer Groß und Degenhard Andrulat sind Namen, die Beobachtern der Kunstszene neuerdings Begriffe sind – nicht zuletzt wegen des intensiven Einsatzes von Michael Schneider, Die hohe Qualität der Arbeiten zeigt, dass hier jemand mit einem guten Gespür, einen sicheren Auge das Galerieprogramm macht. Aus dem Stadium des Experimentierens ist das Projekt heraus; „Zeitgenössische Kunst. Galerie Schneider“ kann sich mit den Etablierten der Branche auch in Köln, Düsseldorf oder Frankfurt messen.

Erste Erfahrungen hatte der aus Düren stammende Kunst-Enthusiast als Assistent in der Bonner Galerie Steinmetz gesammelt. „Das Vermitteln liegt mir das merkte ich damals, es macht Spaß – und ich habe auch verkauft.“ Mit der Selbstständigkeit ging der Student ein Wagnis ein, zumal er sich keine Durststrecke erlauben konnte – „es musste sich von Anfang an rechnen“. Er hat es geschafft; viele Teilnehmer der Premiere zählen heute zu seinen Stammkunden, die zur einen Hälfte aus dem Rheinland kommen zur anderen aus der übrigen Republik und dem Ausland. 

Seine Magisterarbeit schrieb er über einen „seiner“ Künstler, Rainer Groß. Es ist Schneiders Prinzip, nur mit Malern zu arbeiten, die er persönlich gut kennt und deren Werke ihn selbst begeistern. Er begleitet sie, zwölf an der Zahl, bei ihrer Arbeit in regelmäßigem Kontakt. Außer im Haus an der Hohenzollernstraße präsentiert Schneider Kunst auf internationalen Messen, wie voriges Jahr in Brüssel und im kommenden März in Zürich, wo auch Arbeiten von Karin Eberlein zu sehen sein werden. Die Messeauftritte sind für den kleinen Betrieb mit hohem finanziellen Risiko verbunden.

Das inhaltliche Interesse stellt Schneider in den Vordergrund: „Ich hoffe den Eindruck zu vermitteln, dass jeder Besucher der Galerie wiederkommen darf, auch wenn er nicht kauft“. Und jeder Gast findet in ihm einen Gesprächspartner. Seine Räume sieht er als Bühne, auf der er Werke, die ihn ästhetisch reizen, seinen Mitmenschen präsentiert – wie zur Zeit Malerei von Max Diel, einem Berliner Jahrgang 1971, der – und das ist eine Ausnahme in Schneiders Programm – Räumlichkeit und Gegenständlichkeit mit Abstraktion verbindet. Diel arbeitet Ornamente und Strukturen aus seinen mit Figuren bestückten Bildszenen heraus und rückt dies in oft sehr suggestive Perspektiven.

Typischer für das Galerie-Programm sind die informellen Werke von Karin Eberlein, die im Herbst wieder diese Bühne betreten sollen. Die Augustiner Malerin und Bildhauerin: „Die Zusammenarbeit mit Michael Schneider ist für mich ein Glücksfall.“ Der junge Kunst-Impresario stifte fruchtbare Kontakte auch der Maler untereinander. Konkurrenz trete dabei in den Hintergrund.